Live - Horst Lichter und die Butter als Sündenfall

 

In der Stadthalle gab es vom bekannten Fernsehkoch wenig Kulinarisches, dafür aber sehr viele unterhaltsame Anekdoten.

Horst Lichter kochte in der Stadthalle – natürlich mit Butter und Sahne.
GroßbildAndreas Fischer

Horst Lichter kochte in der Stadthalle – natürlich mit Butter und Sahne.

 

Wuppertal. Mit seiner Show "Kann denn Butter Sünde sein" traf der TV-Koch und wortgewandte Schnurrbartträger Horst Lichter am Mittwochabend den Nerv des Publikums im vollbesetzten großen Saal der Stadthalle am Johannisberg.

Besonders Thomas aus der ersten Reihe dürfte dieser zweistündige Parforceritt um den Globus mit Anekdoten aus dem Leben des eisernen Verfechters von Butter und Sahne in Erinnerung bleiben, denn Horst Lichter versorgte den Zuschauer stets mit angerichteten Süßspeisen wie selbst gemachtem Karamell oder einer üppigen Bananen-Sahne-Torte - immer verfeinert mit einem großzügigen Spritzer Likör.

"Wer definiert Messerspitze?", fragte der 48-Jährige, um wenig später ein halbes Stück Butter in die heiße Pfanne zu geben und sprach von "Rezepten, wie man dat lecker kriegt" - viele Zuschauer trieben solche Sprüche vor Lachen die Tränen in die Augen.

Eine Auswahl belebender und die Libido stärkender Aphrodisiaka und die "Metaxa-Story", bei der Lichter seine von ihm markierte Flasche acht Mal zum Geburtstag zurück erhielt, riss die rund achthundert Gäste dieses kulinarisch eher übersichtlichen, dafür aber unterhaltungstechnisch kurzweiligen Programms zu lautstarken Beifallsbekundungen hin.

In seiner Kochnische tobt der Unterhaltungskünstler umher

 

Vor seiner Kulisse, einer Kochinsel mit bunt gemischten Utensilien und Zutaten auf der einen und einem roten Plüschsofa, auf dem die "Opis aus der Muppetshow" drapiert waren. Auf der anderen Seite, gestikulierte, tanzte und tobte Unterhaltungs-Künstler Lichter durch den Abend.

 

Am Samstag, 4. Dezember, ist Herbert Knebel zu Gast in der Stadthalle am Johannisberg. Für sein Programm "Ich glaub, ich geh kaputt..!" gibt es nur noch wenige Karten. Es folgt der Auftritt von Paul Panzer am 9. Dezember mit "Endlich Freizeit - was für’n Stress" sowie im Februar 2011 von Helge Schneider mit seinem Programm "Buxe voll".

 

Seine Reise mit Freund Franz durch die USA und die detailreiche Geschichte seines Last-Minute-Trips mit seinem "Schatz" in die "Domrep" ernteten wahre Lachsalven und Begeisterungsstürme des Publikums: Frauke aus Köln, die auch die Bücher des Entertainers gelesen hat, war vom Auftritt des "Butter-Königs aus Rommerskirchen" begeistert.

Besucher Hans aus Hagen hingegen sparte nicht mit Kritik - er fand die Vorstellung eher gewöhnungsbedürftig und "hat schon Niveauvolleres gesehen". Doch darum ging es Horst Lichter auch bei seiner "Pommesbuden-Anekdote" auf der Autobahn A7 nicht.

Lichter will kein Heiliger sein, und die Frage, ob Butter eine Sünde sein kann, beantwortete er charmant: "Nicht, wenn sie gut für die Seele ist!"

 

Skulpturen und Bilder in alten Gemäuern

 

Die Künstlerin Reni Losekamm hat im Fachwerkhaus Steinweg eine Galerie eröffnet.

Seit dem 17. März betreibt Reni Losekamm eine Galerie auf Schloss Burg. Auch ihr Atelier ist im Fachwerkhaus Steinweg untergebracht.
GroßbildMichael Strahlen

Seit dem 17. März betreibt Reni Losekamm eine Galerie auf Schloss Burg. Auch ihr Atelier ist im Fachwerkhaus Steinweg untergebracht.

 

Wuppertal. Bei der Einweihung der Galerie Steinweg am 17. März konnte sich Künstlerin und Galeristin Reni Losekamm auf eine illustre Künstlerrunde freuen. Neben dem Maler Hendrik van Veenendaal, der aus Rotterdam anreiste und auch in der Wuppertaler Kunstszene bestens bekannt ist, hatten sich beispielsweise Bildhauer Take Bijlsma aus Wermelskirchen oder auch die Bochumerin Beate Braumann, die ästhetische Raumobjekte aus Papier fertigt, auf den Weg zum Schloss gemacht, um das neue Schmuckstück am Rande der Burg gebührend einzuweihen. Auch Publizist und Künstler Armin Himmelrath, der einige einleitende Worte sprach, war der Einladung der befreundeten Galeristin gefolgt.

Reni Losekamm, die in den 1980er Jahren in Wuppertal, etwa am Hofkamp, in Oberbarmen oder in der Varresbeck, lebte und neben Studium und einer Anstellung im Kölner Museum Ludwig in der Wuppertaler Traditionsbücherei Nettesheim eine Ausbildung als Buchhändlerin absolvierte, verarbeitet Kunst in all ihren Facetten.

Losekamm ist Kunsthandwerkerin, Bildhauerin und Malerin

Ob als Kunsthandwerkerin, wo sie etwa Handpuppen für Therapiezwecke fertigte, oder Bildhauerin, wenn sie ausdrucksstarke Skulpturen entwickelt – ihre Werke besitzen stets eine große Aussagekraft. Beeindruckend sind auch ihre Acrylbilder. Dabei zieht besonders eines den Blick des Betrachters auf sich, das durchaus beabsichtigte Interpretationsmöglichkeiten zulässt: „Ich nenne es den Schrei - obwohl meine Werke eigentlich keine Titel haben“, sagt Losekamm, die glücklich ist, sich ihren Wunsch vom Haus mit Galerie, in dem auch ihr Atelier beherbergt ist, erfüllt zu haben.

Mit dem Verkaufserlös des Fachwerkhauses Steinweg wollen die Städte Wuppertal, Rem-scheid und Solingen geplante Baumaßnahmen am Schloss, die das Land mit rund 800 000 Euro subventioniert, finanzieren.

Im Haus des ehemaligen Burg-Geschäftsführers Dr. Dirk Soechtíng will Reni Losekamm, die seit 1990 in Wermelskirchen lebt, nach rund zehn monatiger Umbauzeit eine neue Ära einleuten: „Ich fühle mich hier sehr wohl und es ist sehr inspirierend“, so die Galeristin, für die fairer Umgang miteinander, nicht nur unter Künstlerkollegen, ein absolutes „Muss“ ist. „Ich denke, dass es Künstlern wie auch Kunst interessierten Menschen hier gefallen wird.“

 

Die Galerie ist während derVeranstaltungen im Schloss sowie während der Kunsthandwerkermesse und nach telefonischer Vereinbarung geöffnet. Außerdem Freitag, Samstag, Sonntag von 13 – 18 Uhr.

 

Alarm für Cobra 11 – Stars zum Anfassen in der Stadthalle

Geduldig und sympathisch begegnen die zwei Hauptdarsteller ihren Fans bei den Dreharbeiten.

Erdogan Atalay (links), Tom Beck (Mitte) und Regisseur Franco Töpfer (rechts) gönnen sich eine Pause.
GroßbildUwe Schinkel

Erdogan Atalay (links), Tom Beck (Mitte) und Regisseur Franco Töpfer (rechts) gönnen sich eine Pause.

 

Wuppertal. „Und Ruhe bitte“ lautet die Ansage am Set, als die nächste Szene für eine neue Folge der RTL-Serie Alarm für Cobra 11 gedreht wird. Zahlreiche fröstelnde Fans und Schaulustige erleben bei Minustemperaturen seit acht Uhr morgens hautnah die beiden Autobahn-Kommissare Ben Jäger und Semir Gerkhan in Aktion.

Drei Polizei-Streifenwagen und ein silberfarbener BMW versperren den Eingangsbereich der Wuppertaler Stadthalle. Ein Autogramm, ein Foto oder vielleicht eine Umarmung, darauf hatten sich die Fans gefreut. Und Viele bekommen die Gelegenheit den Fernsehstars in den Drehpausen nah zu sein. So wie Mira Deutz: „Ich habe ein Foto, wo Tom Beck mich umarmt“, sagt die Schülerin, die mit ihrer Familie fast jede Folge der TV-Serie schaut.

Mädchenschwarm Beck nimmt sich Zeit für seine Fans

Sympathisch und geduldig lassen sich Erdogan Atalay, alias Kommissar Semir Gerkhan, und der smarte, braun gebrannte Mädchenschwarm Tom Beck, alias Kommissar Ben Jäger, mit ihren Fans ablichten. „Es freut uns, dass die Leute trotz dieser frostigen Temperaturen gekommen sind. Das zeigt, dass es für die Menschen etwas Besonderes ist. Außerdem finden wir es wichtig uns Zeit für unsere Fans zu nehmen“, sagt ein entspannter und gut gelaunter Beck. Für alle „Cobra-Fans“ aus Wuppertal gibt Beck, der „leider nicht viel von Wuppertal gesehen hat“ noch eine wichtige Info preis: „Diese Folge wird voraussichtlich im September oder Oktober ausgestrahlt.“

Bernd Müller, Polizist im Ruhestand, verfolgt seit einer Stunde das Geschehen mit Tochter Anna Sophie, die ihr Idol im Januar beim Tom Beck-Konzert im Kölner „Underground“ live erlebt hat. Beide bekennen unisono: „Die beiden Hauptdarsteller sind echt sympathisch und richtig nett. Und die coolen Sprüche passen gut.“

Zum Aufwärmen flüchten Atalay und Beck zwischen den Drehs in die hinter der Stadthalle stehenden Wohnwagen – aber erst, nachdem sie die Autogramm- und Fotowünsche der Fans erfüllt haben. Ein junges Mädchen kreischt: „Ich gehe hier nicht weg“ und harrt vor Becks Wohnwagen aus. Auf der Suche nach einem Fotoapparat ist der 16 Jahre alte Vincent Nippert, Schüler des benachbarten Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums: „Autogrammkarten habe ich bereits, aber ich möchte meiner Schwester ein Erinnerungsfoto mitbringen.“

Der Text wird zur Sicherheit ’noch einmal vor Ort gelernt

In 15 Jahren wurden in 28 Staffeln mehr als 200 Folgen gedreht, wobei Wuppertal immer wieder als Drehort gedient hat. Beck erinnert sich an Dreharbeiten im Steinbruch und am Wuppertaler Sedansberg im Jahr 2007 und verrät ein kleines Geheimnis über die neue Folge: „Mein Kollege und ich haben uns aufgeteilt. Er befindet sich mit den Polizisten vor der Halle ich liefere mir in drinnen einen Schusswechsel mit dem „Bösewicht – aber mehr wird jetzt nicht verraten“. Beinahe entschuldigend fügt er dann hinzu: „Ich hätte auch gern noch mehr Fotos mit den Fans gemacht, aber ich muss wirklich noch ein bisschen Text lernen.“ Trotz Lernen in letzter Minute: In Wuppertal kamen die beiden Protagonisten Erdogan Atalay und Tom Beck äußerst sympathisch und kommunikativ rüber. Es gibt sie also doch – die Stars zum Anfassen.

Cobra 11 Team ermittelt in Wuppertal(1:37)

 

Streifzug Stadtgeschichte (2): An der Wiege der Industrialisierung

 

Wo Engels groß wurde und die Industrialisierung des Kontinents ihren Anfang nahm – ein Rundgang.

Nur eine der vielen repräsentativen Bauten an der Wupper, die von einer glanzvollen Industriegeschichte künden: die Wittenstein’sche Villa an der Friedrich-Engels-Allee gegenüber dem Polizeipräsidium, wo heute Tatjana Cragg arbeitet. Stadtführer Frank Khan führte interessierte Wuppertaler durch Unterbarmens Vergangenheit (Bild unten).
GroßbildUwe Schinkel, Bild 1 von 2

Nur eine der vielen repräsentativen Bauten an der Wupper, die von einer glanzvollen Industriegeschichte künden: die Wittenstein’sche Villa an der Friedrich-Engels-Allee gegenüber dem Polizeipräsidium, wo heute Tatjana Cragg arbeitet. Stadtführer Frank Khan führte interessierte Wuppertaler durch Unterbarmens Vergangenheit (Bild unten).

 

In ihren dunkelsten Tagen hieß sie Adolf-Hitler-Straße – doch auch jenseits der Nazi-Diktatur blickt die heutige Friedrich-Engels-Allee auf eine bewegte Geschichte zurück. Auf einer historischen Wanderung durch die Viertel an der ehemaligen Prachtallee ermöglichte Stadtführer Frank Khan Einblicke hinter Fabrik-, Kirchen- und Hausfassaden – und dokumentierte so eindrucksvoll den Aufstieg und Niedergang des Barmer gesellschaftlichen Lebens in den vergangenen Jahrzehnten.

Ein Brennpunkt der Wuppertaler Geschichte und zugleich Ausgangspunkt unseres Streifzuges: der Engelspark. Einstmals hieß der Brucher Rotte (Rotte = feuchte Stelle), und hier blich das Garn der Bleicher – ehe die Unternehmerdynastie Engels dort fünf repräsentativer Häuser im Bergischen Dreiklang (schwarzer Schiefer, weiße Fensterrahmen, grüne Schlagläden) erbaute. Das heutige Haus Nummer 10 ließ Johann Caspar Engels, der Großvater des berühmten Friedrich, 1775 erbauen, nachdem 1747 an den Ufern der Wupper die erste Bleichermanu-faktur gegründet wurde. Damit war Unterbarmen einer der Ausgangspunkte der gesamten Industrialisierung auf dem kontinentaleuropäischen Festland – und gegen die Missstände dieses Frühkapitalismus zog Friedrich Engels später mit Karl Marx zu Felde, mit den bekannten welthistorischen Folgen.

Risikotechnologie Anno 1846: das Gaswerk an der Wartburgstraße

Überquert man gleich um die Ecke die nach Engels benannte Allee, fällt die denkmalgeschützte Adlerbrücke, 1868 gebaut, ins Auge. An ihr trifft Industriemoderne auf Energiewende: Auf dem Dach der gleichnamigen Schwebebahnstation findet sich die größte Solaranlage der Wuppertaler Stadtwerke. Hinter Häuserfassaden am Oberdörnen versteckt sich der künstlich geschaffene Mühlenbach, der zu Zeiten, als die Wupper noch ein reißender Fluss war, die Mühlen mit Wasser versorgte. Nicht weit die ehemalige Elefanten-Apotheke am Unterdörnen – die ihren Namen übrigens bereits 30 Jahre vor Tuffis berühmten Wupper-Sturz getragen hatte.

Serie: Streifzüge durch die Stadtgeschichte (2)

In der nahegelegenen Wartburgstraße errichteten die Barmer 1846 das erste Gaswerk, das bis 1911 Firmen und Privatbetreiber mit Energie versorgte – heute ist der Ort Schauplatz einer gigantischen Altlasten-Sanierung. Risikotechnologie war das Gaswerk schon vor 1900: Auch aufgrund zahlreicher Unfälle im Werk gründeten Unternehmer aus Barmen und Elberfeld 1872 den Dampfkessel-Überwachungsverein – der erste seiner Art im Land und Vorgänger des heutigen Tüv Rheinland.

Große Namen der Industrie finden sich auf diesem Streifzug dicht an dicht – wie etwa die Firma Dahl, 1861 als Farbstoffproduzent gegründet und 1926 mit Wülfing fusioniert; einst das neuntgrößte Unternehmen der Weimarer Republik, oder die heute noch bestehende Tuchfabrik August Mohr. Im einstigen Wittensteinschen Haus dagegen, gegenüber dem Polizeipräsidium gelegen, befand sich einst die Keimzelle von Edmund Wittensteins Textilverdelungs-Unternehmen – heute hat Tatjana Cragg dort ihr Atelier.

Von der prächtigen Kirche zur Freimaurer-Loge

 

Frank Khan (50) arbeitet seit sieben Jahren als Stadtführer in Wuppertal. Er bietet regelmäßig Rundgänge und -fahrten zu verschiedenen historischen Themen an, auch in Zusammenarbeit mit der Bergischen Volkshochschule. Mehr über seine Führungen gibt es unter Telefon 55 46 55 oder im Internet auf der Seite:
www.stadtrundgaenge-in-wuppertal.de

 

Dass Unterbarmen entlang der Allee aber mehr zu bieten hat als Industrie- und Arbeitsgeschichte, verrät etwa das Geburtshaus von Ferdinand Sauerbruch – der berühmte Chirurg kam 1875 an der Wartburgstraße zur Welt. Damals wie heute imposant präsentiert sich die um 1830 fertig gestellte Unterbarmer Hauptkirche – 1600 Gläubige finden in dem Gotteshaus Platz, das nur dank üppiger Zuwendungen von Friedrich Engels senior – dem Vater des Philisophen – gebaut werden konnte und eines der bedeutendsten Werke der neoromanischen Kirchenarchitektur überhaupt. Mysterien ganz anderer Art wurden damals wie heute an der Friedrich-Engels-Allee 165 gepflegt – im Logenhaus, wo heute die Freimaurer der Loge „Hermann zum Lande der Berge“ residieren.

Eher die Schattenseiten des einfachen Lebens im Unterbarmen verrät noch heute die Hausnummer 185. „Auer Schule“, der Name der heutigen Gaststätte, kündet von Unterbarmens einst wichtigster Schule, 1751 gegründet – dort, im Hinterhaus wurden einst bis zu 200 Schüler gleichzeitig unterrichtet. Ein Aspekt, der zeigt: Die „gute alte Zeit“ galt damals längst nicht für alle.

 

Jan-Philipp-Zymny (18) ist der erste Stadtmeister im Poetry-Slam

 

Jan-Philipp Zymny ist Wuppertals erster Stadtmeister im Poetry-Slam. Er gewann in der Börse gegen fünf Konkurrenten.

Wortakrobaten: Jan Moebus, der spätere Sieger Jan-Philipp Zymny, Max Humpert, David Gerhold, Sascha Thamm und Rebekka Möller (von links) trugen in der Börse Wuppertals erste Poetry-Slam-Meisterschaft unter sich aus.
GroßbildMathias Kehren

Wortakrobaten: Jan Moebus, der spätere Sieger Jan-Philipp Zymny, Max Humpert, David Gerhold, Sascha Thamm und Rebekka Möller (von links) trugen in der Börse Wuppertals erste Poetry-Slam-Meisterschaft unter sich aus.

 

Großartig waren sie alle – und verdient hätte es jeder. Am Ende setzte sich bei den ersten Wuppertaler Stadtmeisterschaften im Poetry-Slam der 18 Jahre alte Abiturient Jan-Phillipp Zymnyaus Wuppertal gegen die fünf Mitbewerber durch. Er sicherte sich damit das Ticket für die NRW-Meisterschaft der Wettkampfpoeten in Köln, bei der er Wuppertal vertreten wird.

Veranstalter: In Wuppertal wächst eine Slam-Szene heran

Die von den „Wortpiraten“ André Wieslerund David Grashoff inszenierte Veranstaltung in der Börse vor 120 begeisterten Zuschauern hatte beachtliches Niveau und bot ein Feuerwerk erstklassiger Slamtexte. „In Wuppertal bewegt sich etwas. Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung“, sagte Grashoff zur WZ. „Vor zwei Jahren wussten die Leute noch nichts mit Poetry-Slams anzufangen – heute haben wir unser Stammpublikum.“

In zwei Vorrunden plus Finale hatte jeder Slammer innerhalb von fünfeinhalb Minuten Gelegenheit, die Zuschauer von sich zu überzeugen. Die stimmten nach jeder Runde für ihren Favoriten ab. Der spätere Gewinner zog das Publikum bereits bei der ersten Nummer in seinen Bann, als er drei Personen verkörperte und „Opas Märchenstunde“ zum Besten gab. Sascha Thamm aus Remscheid, der sich im Finale mit Zymny im freundschaftlichen Wettstreit duellierte, erntete mit „Kondomen und Silberfischen“ ebenfalls tosenden Applaus. „Es macht Riesenspaß, hier zu lesen, weil sofort die Resonanz da ist“, sagte der 38-Jährige.

Nicht ganz so großartig kamen Jan Moebus mit einer Abrechnung mit seiner Ex-Freundin („Oh bitte komm zurück“) und David Gerhold (mit einem Text über darmtrompetende Affen) an. Max Humpert dagegen war der dritte Platz bei der jüngsten deutschen U-20-Meisterschaft anzumerken: Er pflückte Hip-Hop-Songtexte der Black-Eyed Peas und von Berlins Most Wanted auseinander, wobei er gekonnt ebenso Plattitüden wie die „Drastik der Darstellung“ entlarvte. Zwischen Polarisierung („Mathelehrer-Nazi“) und berührenden Momenten („Ausgrenzen“) schwankte die einzige weibliche Vertreterin, Rebekka Möller. „Auch wenn’s nicht so gut ankommt, finde ich die ernsten Texte wichtig“, kommentierte Zuschauer Phillip Große-Brauckmann, 25-jähriger Ingenieur, ihre Darbietung.

„Das war cool – das hat geflasht. Jetzt freu’ ich mich auf Köln.“

Jan-Philip Zymnys erste Redaktion nach seinem Gewinn der Poetry-Stadtmeisterschaft.

Nach der Pause ging es in umgekehrter Reihenfolge weiter – mit nochmals gesteigertem Niveau zwischen Romantik, Melancholie und Lachsalven. Auch hier zeigten Sascha Thamm und Jan-Phillipp Zymny ihre größte Klasse. Wortgewaltig und mit akzentuierter Mimik und Gestik katapultierten sie sich ins Finale.

 

Der Poetry-Slam ist eine Art des Dichterwettstreits, die in den 1980er Jahren in den USA entwickelt wurde und heute weltweit verbreitet ist. Dabei lesen die Teilnehmer in einer bestimmten Zeit selbstverfasste Texte ohne Requisiten, Kostüme oder Musikinstrumente. Das Publikum kürt am Ende per Abstimmung den Sieger.

 

Hannah Keller (15), die regelmäßig Slams besucht, war zufrieden: „Alle kommen authentisch herüber und das Niveau ist hoch“. Auch Freundin Leila Miadi (15) gefiel der Abend: „Der Schwerpunkt lag heute auf humorvollen Texten – es war sehr witzig.“ Nach einem tollen Finale mit knappem Ausgang wurde Jan-Phillipp Zymny mit dem „Silbernen Torsten“ gekürt – einem Schädel, den er triumphierend ins Publikum hielt. Sein erster Kommentar zur WZ: „Das war cool – das hat geflasht. Jetzt freu’ ich mich auf Köln.“

 

Kammerspielchen setzt Akzente im Wuppertaler Osten

 

Mit verschiedenen Genres sowie bekannten und weniger bekannten Namen will das Theater ein jüngeres Publikum ansprechen.

Sevil Gündüz und Ernst-Werner Quambusch tun vieles, um das Kammerspielchen bekannter zu machen.
GroßbildWolfgang Westerholz

Sevil Gündüz und Ernst-Werner Quambusch tun vieles, um das Kammerspielchen bekannter zu machen.

 

Barmen. „Kammerspielchen? Sagt mir nichts, kenne ich nicht!“ So oder so ähnlich reagieren viele Menschen in Wuppertal, wenn sie auf die Theaterbühne an der Westkotter Straße angesprochen werden. Theaterchef Ernst-Werner Quambusch wünscht sich allerdings größeres Publikumsinteresse, zumal seit dem Start im vergangenen Oktober Fernsehstars wie Claus Wilcke und Dorothee Reinoss auf den Brettern standen.

„Die Sonntag-Nachmittag-Veranstaltungen, bei denen Waffeln und Kaffee im Eintrittspreis enthalten sind, kommen bei älteren Menschen gut an, doch wir wollen auch die Jugend fürs Theater begeistern“, sagt der Intendant. Seine rechte Hand Sevil Gündüz versuche, ihre Landsleute für das deutsche Theater zu gewinnen und so einen Beitrag zur Integration zu leisten, sagt Quambusch.

Quambusch ist mit Karsten Speck und Ingrid Steeger im Gespräch

Seit dem Frühjahr engagiere sich auch TiC-Gründer Ronald F. Stürzebecher – nach der Sommerpause soll es ein gemeinsames Stück geben. „Durch Horst Frank habe ich vor ein paar Jahrzehnten viele Kontakte zu Schauspielern geknüpft, die gerne hierher kommen“, erzählt der gelernte Drogist Quambusch, der damals ins Schauspielfach wechselte. „Mit Ingrid Steeger bin ich im Gespräch, und auch Karsten Speck wird zu 99 Prozent hier spielen“, sagt der Theaterbetreiber und weist damit anders lautende Spekulationen zurück.

Es wird nicht nur leichte Kost inszeniert

Dass neben Komödien und der Satire „Mama ist die Beste“, die am 7. und 8. Mai aufgeführt wird, nicht immer nur leichte Kost verabreicht wird, beweist das Nachkriegsdrama „Faustrecht“, das von Malte Wirtz inszeniert wird. Seit Anfang April laufen die Proben für Gert Ledigs Drama um Freundschaft, Liebe und Verrat, das den passionierten Schriftsteller und Leser Quambusch in seinen Bann gezogen hat. „Das Buch ließ mich nicht mehr los. Ich habe Kontakt zu Ledigs Tochter aufgenommen. Sie ist begeistert, dass wir das Stück nach 25 Jahren wieder auf die Bühne bringen.“

Nach der Eröffnung des Bistros Ende vergangenen Jahres gleich neben dem Theater wurde im Januar ein Förderverein gegründet, dessen Mitglieder das Theater mit 36 Euro Jahresbeitrag unterstützen. „Wir wollen die Kultur in Wuppertal fördern. Ums Geldverdienen geht es dabei nicht“, sagt Quambusch, der in seinem Theater 75 Besucher unterbringen kann.

 

Premiere des Nachkriegsdramas ist am 6. Mai um 20 Uhr.

 

Eine Stuhlpatenschaft, bei der ein Pate einen Sitzplatz finanziert, soll neben Sponsorengeldern den Fortbestand des Kammerspielchens sichern. Geplant ist auch eine Foyerbühne, wo Solostücke im Foyer statt-finden. Vielleicht sind demnächst nicht mehr ganz so viele Menschen erstaunt, dass es in Wichlinghausen das Kammerspielchen gibt.